Die aufhaltsamen Fluchten des Herrn S.

Frank Schmökel, ein exemplarischer Fall: “Die Schlechtigkeit übermannt mich wieder” – Frühere Briefe des Sexualverbrechers offenbaren nicht nur seine Not, sondern auch die Missstände bei der psychiatrischen Behandlung von Straftätern

Sie haben Frank Schmökel mit Schüssen in den Bauch eingefangen wie ein wildgewordenes Tier. Dann haben sie ihn wieder weggeschlossen, wieder in der Landesklinik Brandenburg. Nur wird er jetzt rund um die Uhr bewacht von zwei Pflegern und einem Wachmann. Sie sitzen im Zimmer neben seiner Zelle und starren auf den Monitor, der die Bilder von nebenan überträgt. Die Videokamera kann Schmökel nur hinten im Raum, beim Pinkeln und Duschen nicht aufzeichnen. Statt auf den Monitor zu starren, können sie auch die kleine Jalousie an der Wand hochziehen. Dahinter ist eine Scheibe und dahinter gleich sein Kopf. Dann schaut er von seinem Buch auf, ernst und misstrauisch. Dann geht die Jalousie wieder herunter, und die Vorstellung ist vorbei.

Es wird noch einen Prozess geben gegen Schmökel, und vielleicht noch einen gegen seine Neuruppiner Ärzte. Und dann wird man ihn draußen wieder vergessen. In der normalen Welt, wo ein Mann wie er Bestie genannt wird. Bloß so, wie die Dinge gelaufen sind, ist es nur eine Frage der Zeit, bis es einen neuen Schmökel gibt.

Schmökel. Er saß seit 1993 in der Psychiatrie, weil er von kleinen Mädchen nicht lassen konnte. Anfang der neunziger Jahre hatte er in seiner Geburtsstadt Strausberg drei belästigt und eines vergewaltigt. Er wurde zu fünfeinhalb Jahren verurteilt. Im Prozess hatten Gutachter eine krankhafte Störung seines Charakters und Verhaltens festgestellt. Deshalb kam er nicht in den Knast, sondern in eine Klinik mit Gittern. Paragraf 63 Strafgesetzbuch, Unterbringung in der Psychiatrie, Maßregelvollzug.

Grün und blau geschlagen

Es ist der Versuch, die drinnen zu heilen und die draußen zu schützen. So zumindest ist das gedacht.

Doch obwohl Schmökel seinem Psychologen gestand, dass er sich weiter nach Sex mit Mädchen sehnte, bekam er Ausgang. Zu Ostern, am 4. April 1994, floh er. Man fand ihn nach zwölf Tagen. In der Zeit hatte er eine Zwölfjährige aus dem Dorf Quitzerow in Mecklenburg beobachtet, entführt, vergewaltigt und gewürgt. In seinem Lieblingswald. Wahrscheinlich überlebte das Mädchen nur, weil Schmökel es für tot gehalten hatte.

Von dieser ersten Flucht vom Maßregelvollzug bis zu seiner sechsten, Ende 2000, bei der er tatsächlich einen Menschen erschlug, sollte Frank Schmökel hinter den alten Backsteinmauern der geschlossenen Anstalten verstörter werden denn je. Sein Hass gegen sich und die Welt wuchs, sein Trieb quälte ihn, er suchte einen Ausweg um jeden Preis. Es war nicht so, dass es keiner gemerkt hätte. Jahr um Jahr wurde sein Fall hin- und hergeschoben von überforderten Ärzten und Psychologen, von ignoranten Beamten und Politikern.

Frank Schmökel, geboren im August 1962 in Strausberg, Teilfacharbeiter für Rinderzucht; in einem Urteil von 1993 steht: “Er wurde von Mutter und Vater sehr geschlagen (grün und blau).” Mit dem Handfeger schlug die Mutter ihn, seine Sex- und Gewaltphantasien sind davon bestimmt. Die Ärzte und Psychologen sind sich nicht einig, ob das einen Mann dazu bringen kann, kleine Mädchen zu missbrauchen und es eine Zeitlang mit Tieren zu treiben, sogar mit toten. Kann man so einen therapieren? Paragraf 63 verlangt kein Ja auf die Frage, er verlangt, es zu versuchen.

Der Psychologe Michael Brand, 56, therapierte Schmökel 1995 über vier Monate in der Landesklinik Brandenburg. Er glaubt bis heute, Schmökel sei zu helfen. Tiefenpsychologisch wollte er sich damals bis zu den Ereignissen in der Kindheit des Mannes tasten und so an die Wurzeln seines Hasses gelangen. In so genannten Übertragungen projiziert der Patient dabei Gefühle auf den Therapeuten, er spricht zum Beispiel unbewusst mit ihm wie er gerne mit seinem Vater gesprochen hätte. Mit seinen Reaktionen versucht der Therapeut, dem Patienten Einsichten in sich selbst zu verschaffen. Brand glaubte, erkannt zu haben, “nicht Sex, sondern Gewalt ist sein Problem”. Die Arbeit war den Kollegen suspekt.Man entließ Brand 1995 nach nur vier Monaten. Die Begründung, er habe zur Fluchthilfe beigetragen, erklärte ein Arbeitsgericht später für nichtig.

Nichts geht vorwärts

Jetzt hat Brand etwas, was ihn interessant macht, auch für die Staatsanwälte: rund 70 Briefe von Frank Schmökel. Mindestens einen im Monat hat er geschickt seit 1995. Schmökel schreibe immer, wenn es ihm schlecht gehe, “als ich da war, hat er nicht geschrieben”, sagt Brand. Trotzig. Er sagt, die Verhaltenstherapie, die andere bei Schmökel angewendet hätten, “ist bei frühen Störungen kontraindiziert”. Anstatt zu heilen, könne sie schaden. Er will die Briefe als Buch herausgeben. Sie sollen Licht in eine Ecke der Gesellschaft bringen, in die keiner schaut und in der deshalb Regeln herrschen können, die auch jeden Normalen um den Verstand bringen würden.

Nach Brands Entlassung schrieb Schmökel im Oktober 1995: “Nichts geht mehr vorwärts. Nur kleine Erfolge, die aber keine Gefühle freisetzen. Abgestumpft.” Am 16. November 1995 haute er das zweite Mal ab. “Entweichung” nennen sie das in der Psychiatrie. Es klingt nach Verflüchtigen. Viel mehr war es auch nicht. Der Verbrecher konnte bereits 1994, kurz nach der Vergwaltigung, für Stunden die geschlossene Abteilung verlassen. 1996 durfte er ganze Tage draußen verbringen. Er richtete einer Frau aus der Stadt Haus und Garten. Er
fühlte sich gebraucht.

Aber Freiheit ohne Therapie war gefährlich. Dass er so bald heraus durfte, hatten Ärzte entschieden, die sich mit dem Maßregelvollzug nicht auskannten. Viele Insassen entwichen Mitte der Neunziger aus der Landesklinik Brandenburg. Zwei Ärzte wurden suspendiert. Einer, Bernd N., arbeitet längst wieder da. N., schrieb Schmökel, weise Patienten vor amtlichen Anhörungen an, nichts über Vorfälle im Haus zu erzählen. “Denken Sie an ihre Zukunft, die Sie hier noch verbringen müssen”, habe er gedroht. Wenn es sein müsse, “muss man auch mal paar Backpfeifen verteilen”.

Schmökel listete Missstände auf: Patienten warteten ewig auf Zahnersatz. Ein Mann mit Herzattacken werde nachts eingeschlossen, ohne Notklingel. Ein anderer sei als Simulant bezeichnet worden, bis man erfuhr, er habe Krebs. Alkoholiker würden nicht therapiert.

Schmökel lebte mit süchtigen und debilen Tätern nicht nur Zimmer an Zimmer. Er saß mit manchen auch in der gleichen Therapie. “Vielleicht”, sagt Herbert Schnoor, “ist die Idee vom westdeutschen Maßregelvollzug nicht so gut `rübergebracht worden”. Rüber soll heißen: von West nach Ost. Herbert Schnoor war früher Innenminister in Nordrhein-Westfalen. Jetzt hat er als Leiter einer Expertenkommission die Umstände der Schmökel-Flucht untersucht und die Zustände im Maßregelvollzug Brandenburgs. Im Auftrag des Sozialministers Alwin Ziel (SPD). Schnoor hat kaum Gutes herausgefunden. Eigentlich nur Schlechtes.
Der Minister hat Schnoor für die “schonungslose Aufklärung” gedankt. Zurücktreten wird er nicht. Er will jetzt alles verbessern. “Wir sind auf dem richtigen Weg”, sagt Ziel. Mit Umwegen: Vergangene Woche schlug wieder ein Straftäter beim Freigang einen Pfleger nieder und floh, diesmal aus der Klinik Teupitz.

Ausgerechnet bei den “Lockerungen” – den Freigängen – verfuhr man in Brandenburg nach Gutdünken; zunächst, weil es bis 1997 keine Regeln dafür gab. Und als es dann Regeln gab, umging man sie. Sie verlangten, externe Gutachter einzuschalten, bevor Ausgänge gewährt würden. Man kam der Vorgabe nur scheinbar nach und beauftragte Ärzte der anderen drei Maßregel-Kliniken im Land Brandenburg: ein kleiner Kreis mit überschaubaren Fähigkeiten und demselben Dienstherrn. Das Ausmaß des “Gutachter-Inzests”, wie es im Bericht heißt, hat Norbert Leygraf vom Institut für forensische Psychiatrie Essen Anfang des Jahres festgestellt. Im Auftrag des Sozialministers hat er alle 60 Insassen in Neuruppin neu begutachtet: Neun davon haben danach mehr Freiheiten verdient. Doch bei 13 fand er die Lockerungen zu weitgehend. 13 potenzielle Schmökel.
Man wollte sparen und hat es teuer bezahlt: Schmökels letzte Flucht wird 7,5 Millionen Mark kosten. Und ein Leben.

Nach der Entlassung Brands schrieb Schmökel im Herbst 1995: “Die Schlechtigkeit übermannt mich wieder.” Er misstraue den Ärzten. “Hier kann ich nicht ehrlich sein, die sind es ja auch nicht.” Lügen, sagt Brand, verwirrten Schmökel. Dass er es dennoch in den folgenden Jahren selbst tat, habe zu seiner “zunehmenden Desintegration” geführt.

Die geschlossene Abteilung der Landesklinik in Brandenburg an der Havel, ein Backsteinhaus aus der Kaiserzeit, ist umzingelt von einem hohen Streckmetallzaun. Durch den passen keine Schnapsflaschen mehr wie noch bis 1997 durch den alten. Das Haus ist für 35 Straftäter gedacht. 57 sind drin. In den etwa 15 Quadratmeter großen Zimmern leben sie zu zweit, in den 30 Quadratmeter großen Zimmern zu viert oder gar zu fünft. Der zwei Meter große Frauenmörder Wolfgang Schmidt, den die Boulevardpresse “Rosa Riese” taufte, spielt in Frauenkleidern Billard. Andere rauchen im Dämmerlicht, zu dem die Gitter und Gardinen die Sonnenstrahlen filtern. Fernseher flimmern. In Therapien sitzen die Männer höchstens dreimal in der Woche. Und die Tischlerei kann nur einen Teil von ihnen beschäftigen. Also warten sie. Darauf, endlich mal heraus zu dürfen.

Eckhardt Marg, Leitender Chefarzt der Landesklinik, führt durch das Haus. Als Arzt hat er mit dem Maßregelvollzug nichts zu tun. Marg, 58, hat fast sein ganzes Berufsleben in Brandenburg Tumore operiert. Das schwer Greifbare, die Verletzungen der Seele und ihre Folgen, das ist nicht sein Gebiet. Dennoch war er Mitglied in Schnoors Kommission. Marg glaubt, dass Schmökel Therapeuten absichtlich getäuscht habe, um mehr Freiheiten zu bekommen und dass er nicht zu therapieren sei, weil er es nicht wolle.

Solche Gedanken eines Gehirnchirurgen hatten Politiker übernommen, als Schmökel im November auf der Flucht war. Vom Wolf, der Kreide gefressen habe, war die Rede. In solchen Zeiten interessiert keinen, dass einer wie Schmökel sich, so gut er konnte, um seine Tochter gekümmert hat, als er von ihrer Existenz erfuhr. Oder dass er der Mutter oft Geld zusteckte, von dem bisschen, was er verdiente. Dass er, der Mann mit acht Klassen, Bücher von Kafka las und an Brand schrieb, man müsse den genetischen Fingerabdruck aller Sexualverbrecher speichern. Um Täter wie ihn abzuschrecken.

Es passt nicht ins Bild. Wenn ein Kinderschänder Therapeuten anlügt, muss er kaltblütig sein. Es ist bloß so, sagt der Berliner Psychiater Matthias Lammel, “wenn man Therapeut im Maßregelvollzug ist, gehört es zum Job, dass Patienten einen täuschen wollen”. Lammel hat lange im Maßregelvollzug Rosenheim gearbeitet. Einer wie Schmökel, sagt er, “hat letztlich lebenslänglich”. Alles, was solche Insassen wollten, “sind Lockerungen, Lockerungen, Lockerungen”.

Lammel wurde Ende 1997 beauftragt, ein Gutachten über Schmökel zu erstellen. Da hatte Schmökel bereits fünf Fluchten hinter sich und die Verlegung nach Neuruppin. Die forensische Abteilung dort galt als sicherer: Wieder ein altes Backsteinhaus, das doppelt belegt ist. Im September 1997 zersägte Schmökel das Gitter vor dem Fenster. Man griff ihn nach einem Tag. Der Sprecher des Sozialministeriums sagte damals, man wisse nicht, wie er an das Werkzeug gekommen sei. Das war ganz einfach: Die “Arbeitstherapie”, Tischlern und Buchbinden, fand im verwinkelten Keller statt: überall Maschinen, Werkzeug, Holz.

Lammel sollte herausfinden, ob Schmökel vielleicht doch nicht gestört ist und besser in den Knast gehört. Schnell fiel ihm auf, dass da jemand Schmökel loswerden wollte.

Man hatte gemerkt, dass die alten Nervenheilanstalten nicht sicher genug sind. Die Ärzte spürten, dass sie mit den Verbrechern überfordert waren; solche waren doch in der DDR immer im Knast. Aber wer gibt das schon zu? Als Lammel in Schmökels dünne Akte schaute, notierte er sich: “Keine verwertbaren Eintragungen”. Die Berichte, die jährlich ans Gericht gingen, glichen einander bis aufs Wort.

Hämmern an der Tür

Lammel glaubt, anders als Brand, dass Schmökel nicht zu heilen ist. Trotzdem kritisiert er, dass nicht einmal der Versuch unternommen wurde. Die Behandlung in Neuruppin, sagt er, “hat den Namen Therapie nicht verdient”.

In Neuruppin lebte Schmökel wegen seiner Fluchtversuche ab 1997 zwei Jahre lang isoliert. Fünf Monate durfte er gar nicht zu den anderen auf Station, später für Viertel-, dann für halbe Stunden. Die Zigarettenpausen wurden ihm zugeteilt, erst vier, dann acht am Tag. Damit nahm man es genau. Mit anderen Dingen nicht. Am 3. September 1997 schrieb er: “Hier fallen genauso die Therapien aus wie in Brandenburg. Das zehnte Mal hintereinander Sozialtraining, fünfmal Entspannung und dreimal Musiktherapie. Dreimal hintereinander Gesprächstherapie und dreimal das Einzelgespräch.” Nach dem Fluchtversuch vom September 1997 wurde er sieben Wochen in die Arrestzelle gesteckt: kahle Wände, eine Gummimatratze, zwei Decken. Wenn er zur Toilette wollte, musste er an die Tür hämmern. Drei Monate kam er nicht an die Luft. In der Gruppentherapie redete er. Aber: “Diese anderen halten meist die Schnauze und fahren gut damit, bekommen eher Lockerungen als unsereins”.

Er begann, sich zu verstellen. Irgendwann jetzt muss es gewesen sein, als sein Psychologe Karl- Heinz Gohl feststellte, Schmökel mache Fortschritte. Gohl forderte ihn auf aufzuschreiben, was er beim Onanieren denkt. Schmökel fragte den Briefpartner Brand, ob er das machen soll. Er hatte Angst, sich auszuliefern. Immer wieder versuchte er, verlegt zu werden, nach Berlin oder in den Westen, bloß heraus aus Brandenburg. Das Landesamt in Cottbus blockte ab. Schmökel habe sich mit seinen Fluchten selbst den Weg verbaut, antwortete eine Sachbearbeiterin. Schmökels Schrift in den Briefen wird fahrig. April 1999: “Wenn ich daran denke, den Rest meiner Zeit hier zu verbringen, bekomme ich Angst.” Mai 1999, Verlegung in ein Vierbettzimmer, “nach zwei Jahren totaler Isolation”. Juli 1999: “Und so mache ich jetzt dass, was fast alle hier machen, den Psychologen nach dem Mund zu reden.”

In Neuruppin trifft man weder Schmökels Therapeuten Gohl noch die Chefärztin Six. Gegen beide ermittelt die Staatsanwaltschaft, ob sie eine “schuldhafte Fehlprognose” gestellt haben und mit verantwortlich sind für den Tod des Rentners, den Schmökel auf der letzten Flucht erschlug. Ein junger Psychologe zeigt stattdessen das Haus. Im Januar gab es einen Selbstmord im Haus. Spricht man ihn darauf, fängt er an zu zittern.

Wenn man könnte, müsste man das SHaus in Neuruppin schließen, sofort, sagt Herbert Schnoor, der Leiter der Expertenkommission. Zu verwinkelt, beengt und unsicher sei es. Man kann aber nicht. Für den Ersatzbau in Eberswalde hat das Land bislang kein Geld gegeben. Immerhin eröffnet die Klinik in Brandenburg im Herbst ihren Neubau: zwei großzügige Häuser, dazu ein Sportplatz und darum ein Betonwall. Eine moderne Festung. Doch Chefarzt Marg schaut nicht froh aus, wenn er das zeigt. 106 Plätze wird er dann haben, doppelt so viele wie jetzt. “Elf neue Stellen habe ich zu besetzen, davon mindestens vier mit Ärzten. Woher sollen die denn kommen?”

Immer mehr Straftäter in den neuen Länder werden in die Psychiatrie eingewiesen. Überall werden dafür neue Kliniken gebaut, in Brandenburg, in Ückermünde, in Arnsdorf. Bloß gibt es kein Personal dafür. Kaum ein Nervenheilarzt, der gestörte Verbrecher zum Gehaltstarif Ost therapieren will. Würde man jetzt noch alle Ärzte und Psychologen suspendieren, die im Fall Schmökel Fehler gemacht haben, müsste man zwei der vier Kliniken des Landes schließen. Also denkt man nicht darüber nach.

So bleiben vorerst auch jene, die Schmökel am 26. April 2000 die Lockerungsstufe Vier gewährten. Die vierte von zehn Stufen bedeutet begleiteter Ausgang. Über dreißig Mal durfte Schmökel ab dann heraus, meist auf das Klinikgelände. Ende September hatte er den Besuch bei seiner Mutter in Strausberg beantragt. Michael Brand riet ihm von der Reise ab. Er fürchtete, Schmökel verkrafte die Konfrontation mit der verhassten Frau nicht. Schmökels Therapeuten Gohl kam der Gedanke nicht. Also fuhr Schmökel am 25. Oktober 2000 mit drei Pflegern nach Strausberg. Während zwei Pfleger vors Haus gingen, um eine zu rauchen, zog der dritte mit der Mutter über Schmökel her. Da rastete er aus, stach den Pfleger nieder. Floh. Es war die teuerste Zigarettenpause Brandenburgs.

Schmökel darf inzwischen für eine Stunde am Tag an die frische Luft, das ist Gesetz. Man hält es jetzt ein. Doch ewig, sagt sein Anwalt, sagt der Minister, sagt Brand, ewig könne er so nicht leben. In der Zelle, mit der Videokamera. Wird er wohl auch nicht. Er soll jetzt doch ins Gefängnis, ein Gutachten dazu liegt vor. Ihn dorthin zu verlegen, heißt es beim Landgericht Frankfurt/ Oder, soll die “Erfolgsaussichten seiner anschließenden Maßregelbehandlung verbessern”. Im Gefängnis, glaubt man, würde der dafür “notwendige Leidensdruck” erzeugt.

Erscheinungsdatum
10.04.2001
Verlag
Süddeutsche Zeitung


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